Die christliche Bibel der ersten vier Jahrhunderte war die Septuaginta, eine griechische Bibelübersetzung des Alten Testamentes. Praktisch alle Zitate des Neuen Testamentes sind nach der Septuaginta (=LLX) zitiert. Im Westen des Imperium Romanum begann man aber schon im 2. und 3. Jhd an lateinischen Übersetzungen auf Grundlage der LXX zu basteln. Aber erst Hieronymus gelang um 400 der große Wurf, der dann für die Westkirche über 1000 Jahre gültig blieb. Er hatte bei einer Krankheit in Aleppo neben Griechisch auch Hebräisch gelernt und bei seiner Übersetzung die hebräische Bibel (das christliche Alte Testament) mit zu Rate gezogen. Die Version der heutigen hebräischen Bibel entstand übrigens erst zwischen 750 und 1000 nC, als die sogenannten Masoreten die Bibel mit der entsprechenden Punktation (= Vokalisierung) versahen und damit auch Interpretationsräume einengten. Hieronymus benutzte also eine ältere (damit offenere) Version der hebräisch-aramäischen Schriften, was die Interpretationsmöglichkeiten der Wörter und Sätze anbelangte.
Die ersten Schriften, die von Jesus, Seinem Leben, Sterben und Auferstehen reden, wurden als Neues Testament erst ab 180 nC der Bibel hinzugerechnet anläßlich von Streitigkeiten bezüglich eines gewissen Marcion, der das Alte Testament und seinen "bösen Gott" abschaffen wollte und auch von den kursierenden Schriften über Jesus nur Teile des Lukasevengeliums und einige Paulusbriefe anerkennen wollte und auch in Abgrenzung zu den entstehenden gnostischen Schriften, die sich in den Gemeinden nicht geringer Beliebtheit erfreuten.
Hieronymus übersetzte wie gesagt Ende des 4. Jahrhunderts die Bibel aus dem Hebräischen/Aramäischen/Griechischen ins Lateinische. Diese Version nennt man Vulgata. Sie wurde für 1000 Jahre die Bibel der Westkirche. Hieronymus war auch der erste, der vorschlug, als Maßstab des Kanons nicht mehr den Kanon der Bibel der Urkirche zu verwenden, sondern die hebräische Bibel als Grundlage für den Kanon des Alten Testamentes zu verwenden, also die Bücher aus der Bibel auszuscheiden, die seit 111 nC nicht mehr im endgültigen Kanon in der jüdischen Bibel enthalten waren: Tobit, Judit, Baruch, 1+2 Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach (hebr Version in Qumran gefunden worden). Diese Idee wurde von der Kirche in Treue zur Tradition der Urkirche abgelehnt. Die Reformatoren griffen aber diese Idee auf und schieden die sog. deuterokanonischen Bücher im 16. Jhd für ihre Gemeinden aus ihrem Kanon aus. Seither unterscheidet sich der Kanon so: Die römisch-katholische Kirche zählt zum AT 46 Bücher, die reformatorischen Kirchen 39. Die heutige jüdische Bibel zählt nur 28 Bücher, da das 12-Prophetenbuch als nur als ein Buch (weil nur eine Schriftrolle) zählt. Die Orthodoxie hat keinen einheitlichen Kanon (Russ Orth: reformierter Kanon (über Peter d. Großen und seine Kontakte nach Holland), Griechen haben den katholischen Kanon, einige altorientalische Gruppen darüber hinaus noch 3+4 Makkabäer etc.; die äthiopische Kirche rechnet auch noch den Hirt des Hermas zu ihrem Kanon, eine römische Schrift aus dem 2. Jhd, in der es - gut verpackt - vor allem um die Ermöglichung zweite Buße (nach der Taufe) für schwere Sünden geht, was angesichts des Hebräerbriefes 6, 4-6 pastoral ein wichtiger Punkt wurde angesichts der in den diokletianischen Verfolgungen Massen der vom Glauben abgefallenen Christen.)
Die 27 Schriften des Neuen Bundes entstanden in der Zeit von ca 42 nC bis Ende des 2. Jhds. Es dauerte allerdings bis zur Reformationszeit und dem Konzil von Trient (ca 1570) bis in der Westkirche endgültig definiert war, welche Bücher jetzt zur Bibel gehören und welche nicht. Die sieben oben genannten Bücher des Alten Bundes gehören in den Kirchen der Reformation (und seit Peter dem Großen in der russischen Orthodoxie) nicht mehr zur Bibel, sind aber den meisten Bibeln als Apokryphen oder Deuterokanonische Bücher angehängt.
Die Bibel ist die wichtigste und maßgebliche Tradition (= Überlieferung) der Kirche. Im Heiligen Geist wurden die Texte des Neuen Testamentes in der Gemeinschaft der Kirche geschrieben, als vom Heiligen Geist inspiriert erkannt, ausgewählt und bestätigt. Darum können sie nur in der Gemeinschaft des Leibes Christi, der Kirche, die durch den Heiligen Geist gebildet & geleitet wird, im vollen Umfang betend erkannt und verstanden werden. Alle neueren Traditionen muß man immer wieder an ihr messen. Sie dürfen ihr nicht widersprechen. Allerdings darf man dem Heiligen Geist auch keinen Riegel vorschieben und alles Neue ausschließen, was in der Bibel noch nicht gesagt worden ist.