Die Gesellschaft Jesu

09 Die Exerzitien - Übungen um Gott persönlich zu begegnen 1 & 2

2. Woche: beginnt in der klassischen Variante mit dem "Ruf des großen Königs" und endet mit der "Zwei-Banner-Meditiation". Beides wird aber nur Leuten gegen, die in der Lage sind, sich in diese Art von Dienstmystik in militärischer Sprache hineinzuversetzen. Das ist heute nicht immer der Fall. Im Kern geht es darum, die Liebe Gottes in Jesus Seinem Sohn stärker zu erkennen, den Weg, den Er gezeigt hat, zu wählen, und voller Entschlossenheit in der Gemeinschaft der Glaubenden und in der Offenheit für Seinen Geist Ihm nachzufolgen. Dabei stellt der Beginn die große Güte Gottes vor Augen und die 2 Banner Betrachtung die Methoden des Gottesreiches und die Methoden Satans gegenüber.

Da viele Menschen damit heute Probleme haben und man in acht Tagen eh nicht alles machen kann, versucht man in der Kurzform der Exerzitien diese Dynamik nur anhand der Bibeltexte zu zeigen. Man beginnt bei der Menschwerdung, geht über die Kindheit bis hin zur Taufe Jesu, der Versuchung in der Wüste und der Berufung der ersten Jünger. In Exerzitien, wo eine Lebensentscheidung ansteht, werden dann auch verstärkt Regeln erklärt, wie man zu einer guten Entscheidung in wichtigen Dingen kommt. Auch die drei Weisen der Demut können hier erklärt werden.

Fragen, die hier auftauchen sind; wo bin ich noch dem Tod gegeben, weil ich noch nach dem kleinen, miesen, egoistischen Selbst in mir (Paul nennt dieses Prinzip "Fleisch") glaube und alles aus der "Angst um mich selbst" heraus selber lösen will, obwohl ich nur zu gut weiß, dass ich es nicht kann. Wo will ich, dass Jesus in mir Fleisch wird und ich somit Teil Seines mystischen Leibes, der die ganze Welt umspannen soll, damit ich aus dem neuen Selbst heraus leben kann, das Er mir immer schon schenken wollte, den Geist, der auf den Heiligen Geist hört. Regiert Gott in meinem Glauben, setzte ich für das Reich Gottes in guter Unterscheidung der Geister meine ganze Kraft, mein Geld, mein Können ein, oder ist mein wahrer Gott mein Auto, mein Haus, mein Club, meine Frau, meine Kinder, meine Hobbies, das öffentliche Ansehen...

3. Woche: Die dritte Woche beginnt mit dem Letzten Abendmahl und ist im Grunde genommen, das Mitgehen mit Jesus. Sehen, wo meine (unsere) Götzen Ihn töten, weil Er die Sklaven (uns) befreien will. Es geht darum diese Liebe Gottes im eigenen Leben wirksam werden zu lassen, sein eigenes Fleisch zu hassen (dieses kleine, miese Egoistending in mir) und mit Jesus ans Kreuz zu geben, damit mein wahres Ich, der Geist, der in einer ewigen Beziehung zu Gott lebt, immer mehr das Bestimmende in meinem Leben werden kann.

4. Woche: Es ist die Auferstehungswoche. Ich bin mit Jesus gekreuzigt, tot; nun kann ich mit Ihm auferstehen. Ich kann lieben, was Er liebt, ertragen, was Er erträgt, mich mit anderen aus ganzem Herzen über ihre Erfolge freuen, ohne mich innerlich vom Neid zu zerfressen zu lassen; denn nun weiß ich, alles, was dem anderen zu mehr Leben verhilft, verhilft uns zu mehr Leben. Alles, was die Mitchristen unfrei macht, fesselt auch mich, weil wir in Jesus ein Leib sind. So verleiht die Dynamik Gott zu lieben, das unbändige Verlangen, sich für die anderen einzusetzen, damit sie zu vollerem und vollem Leben in Christus kommen, damit Gott alles in allem ist, und wir Ihn vereint mit einer Stimme preisen können.

Das ist jetzt natürlich nur ein Überblick gewesen. Letztlich kann man Exerzitien nicht erklären, sondern nur erfahren, praktizieren. Es ist ähnlich einem Kochbuch.

Bei links >> Jesuiten findet ihr Angebote zum Exerzitien im deutschsprachigen Raum.