Eines der befremdlichsten Sachen für fromme Katholiken sind wohl die erhobenen Hände. Wobei das eigentlich verwunderlich ist. Denn in unserer Kirche kennen wir ja schon von Hause aus diverse Körperhaltungen zum Gebet. Da hätten es unsere Geschwister anderer Denominationen schon schwerer, die das nicht so gewohnt sind. Das Problem besteht wohl bei uns vor allem in der Tatsache, dass nicht alle gemeinsam dasselbe machen.
Hauptgrund für diese Haltungsunterschiede: knien, stehen, sitzen, Hände emporstrecken, dem Herrn entgegen, ist die Tatsache, das der Mensch nicht nur Geist ist, sondern Körper und Geist. Im Gottesdienst sind wir nun auch aufgerufen, unsere Gebete und die "frohe Botschaft" nicht nur mit einer monotonen Stimme auszusprechen, sondern mit der ganzen Person auszurufen. Keiner käme auf die Idee, wenn er Besuch vom Bundespräsidenten bekäme, still in der Ecke sitzen zu bleiben, und mit schläfriger Stimme zu sagen: Ich freue mich sehr, dass Sie da sind. Mein Herz jubelt. Dasselbe fällt einem in der Kirche aber scheinbar nicht auf. Und hier ist nicht nur ein für gewisse Zeit gewählter Mitmensch der Besucher, sondern der ewige Gott, der Schöpfer des Universums, als Gastgeber da. Als die Jünger den auferstandenen Herrn sahen, knieten sie nicht nur "höf"lich nieder (Mt 28, 17), wie das die Lehnsleute mit gefalteten Händen als Zeichen der Ganzhingabe im Mittelalter vor dem Lehnsherren taten, sondern sie fielen nieder, wie das bei uns heute nur noch die Priester am Karfreitag oder zu ihrer Weihe als Zeichen der Ganzhingabe tun. David tanzte mit ganzer Hingabe vor dem Herrn (2 Samuel 6, 14f). Das ganze Volk brach in lauten Jubel aus zum Preis des Herrn (Esra 3, 11). Der Psalmist fordert das Volk Gottes auf: Lobt Gott mit Pauken und Tanz, lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel (Ps 150, 4). Von Fasten, Nachtwachen für den Herrn etc, die man normalerweise beim erstenmal nicht sieht mal ganz zu schweigen.
Ich kann dich nur ermutigen, die Gebete, die wir beten oder deine persönliche Hingabe ruhig mal mit dem ganzen Körper auszudrücken. Du wirst nach einer anfänglichen Eingewöhnzeit merken, dass das etwas ganz anderes ist. Wenn du dich bei uns nicht traust, mach es halt zuhause.