Die Bibel selbst: Der Evangelist Lukas (1,1-2) misst den Augenzeugen unter seinen Quellen höchste Priorität zu. Ebenso fallen auf die "Diener des Wortes", die Hyperétai (Helfer). Zur Zeit des NT werden mit dem Wort vor allem Tempelpersonal, Synagogendiener oder Bedienstete von Königen oder Richtern benutzt. Hier meint es offensichtlich die, die schon vor Lukas schriftlich das Evangelium Jesu verbreitet haben. Interessanterweise taucht dieses Wort wenig später in Apg 13,5 auf. Dort wird Johannes Markus, der Schreiber des Markusevangeliums schlicht als Hyperétes bezeichnet, nicht als Helfer des Paulus oder Barnabas, sondern schlicht in einer Weise, wie man es nur erwartet, wenn das Wort mittlerweile zu einer Art Titel bzw Qualifikation geworden ist.
Die Kirchenväter: Dazu ist natürlich viel zu sagen. Ein Spruch von Justin dem Märtyrer ist da sehr bekannt: Die Evangelien seien die Erinnerungen der Apostel.
Heutige Papyrologie: Carsten Peter Thierse und Matthew d'Ancona zeigen, dass das Matthäusevangelium bereits kurz nach 60 in Kodexform existierte, also in der zweiten Form nach der Schriftrolle. Das heißt: die meisten Zeugen Jesu Worte, Taten und des Auferstandenen leben noch und hätten so ein Exemplar in den Händen halten können. Abweichungen von dem, was die Zeugen erlebt hatten, sind um so geringer, je näher an den Ereignissen die Verfassung des Textes heranrückt. Papyrologen sagen also ca 20 Jahre im Unterschied zum deutschen Mainstream-Theologen, der ungefähr 50 Jahre für Mt ansetzt.
Matthäus im BibelProject dt; (Mainstream, aber gut.)